Da Nizhny Novgorod und unser nächstes Etappenziel Kazan beide an der Wolga liegen, hatten wir uns in den Kopf gesetzt auf dieser Strecke den Zug gegen ein Schiff zu tauschen. Das war aber nicht so einfach… Regelmäßige Fährverbindungen gibt es nicht, und sowohl Anrufe von befreundeten Russen bei Schiffsgesellschaften sowie unser persönliches Nachfragen in Nizhny ergaben immer nur ein mal mehr mal weniger freundliches „Nyet“. Eigentlich hatten wir die Hoffnung auf ein passendes Wolgaschiff schon fast aufgegeben. Doch nach langem Suchen auf russischsprachigen Internetseiten haben wir auf wundersame Weise die Betreiberfirma eines Kreuzfahrtschiffs ausfindig gemacht. Und tatsächlich trafen wir in einem winzigen Büro in einer Seitenstrasse schließlich auf eine findige Russin, die sich mit Hilfe von Google Translate am Computer mit uns „unterhielt“ (jeder tippte in seiner Sprache, und der andere las die in Echtzeit generierte Übersetzung), und uns schliesslich 2 Tickets nach Kazan verkaufte. Am nächsten Tag checkten wir als einzige ausländische Touristen auf dem russischen Kreuzfahrtschiff ein. Wir wurden zu einer luxuriösen Kajüte geführt, der „Cruise Director“ Yulia (neben uns die einzige englischsprechende Person auf dem Schiff) begrüßte uns persönlich an Bord, und so schipperten wir die Wolga flussabwärts Richtung Kazan, die Hauptstadt der autonomen Republik Tatarstan. Die nächsten 20 Stunden verbrachten wir mit Essen, Schlafen, Lesen, uns den Fahrtwind auf Deck ins Gesicht wehen zu lassen, die vorbeiziehende Landschaft an den Ufern der Wolga zu beobachten oder über die riesigste Schleuse zu staunen, die wir je gesehen haben. Total entspannt kamen wir in Kazan an, und so schön wie’s an Bord der „Ivan Kulibin“ war, wären wir fast bis zum Kaspischen Meer mitgefahren, wenn wir nicht grade nach Sibirien wollten ;-)