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Naadam

Posted by on 17. Juli 2011

Jedes Jahr im Juli wird überall in der Mongolei Naadam gefeiert. Traditionell werden nationale Wettkämpfe in drei Sportarten ausgetragen (Pferderennen, Bogenschießen und Ringen), heute ist das Volksfest aber gleichzeitig auch die Feier der Unabhängigkeit von China (vor 90 Jahren) und der Wahl von Dschingis Khan als Staatsoberhaupt (vor 805 Jahren). Da wir gerade im Land sind, haben wir beschlossen ein bißchen länger zu bleiben, um dieses besondere Event mitzuerleben. Einen Vorgeschmack auf Naadam haben wir schon während unserer Tour durchs mongolische Hinterland bekommen, als wir mehr zufällig in einem Dorf namens Tsenkher die lokalen Festivitäten und Wettkämpfe besuchen konnten. Fast alle Dorfbewohner kamen zu Pferd zum Festival, und es folgten spannende Ringkämpfe und atemberaubende Pferderennen, bei denen kleine Kinder ohne Sattel auf Fohlen galoppierten.

Obwohl uns die Dorfversion von Naadam schon sehr beeindruckt hat, bot sich uns zurück in Ulanbaatar ein noch größeres Spektakel. Wir hatten glücklicherweise Tickets für die große Eröffnungsfeier im Stadion, wo u.a. Heere wie aus Dschingis Khan’s Zeiten Kriegsstimmung im Stadion verbreiteten und man den Mongolen einmal mehr den Stolz auf ihre Vergangenheit anmerkte – das größte Landimperium das es je gab.


Die folgenden zwei Tage fanden endlos andauernden Ringkämpfe statt, deren Regeln wir nicht hundertprozentig durchschaut haben. Aber auch den Mongolen selbst scheinen die Rituale vor und nach dem Kampf am wichtigsten zu sein: Die Ringer umkreisen, einen Adler imitierend, die mongolische Flagge und der kleinere Kämpfer muss unter dem Arm des größeren durchlaufen (egal wer gewonnen hat). Das Ringen ist den Männern vorbehalten, aber beim Bogenschießen und beim Pferderennen dürfen inzwischen auch Frauen mitmachen. Angesichts wie alt die Tradition von Naadam ist, sehr fortschrittlich… Um die Wettbewerbe herum findet ein riesiges Volksfest statt, mit endlosen Buden die „Chushuur“ (mit Schaffleisch gefüllte frittierte Pfannkuchen) anbieten, die die Mongolen in solch Unmengen verzehren, dass man bei jedem der über hundert Stände mindestens eine halbe Stunde warten muss.

Das Event, das mich am meisten beeindruckt hat, war das Pferderennen. Mit dem Naadam-Sonderzug fuhren wir morgens um 6 zur Rennstrecke außerhalb der Stadt. Eine riesige temporäre „Jurtenstadt“ mitten auf der grünen Wiese erwartete uns, trotz der frühen Uhrzeit waren die umliegenden Hügel voller Menschen und Pferde. Auffällig war auch das riesige Militär- und Polizeiaufgebot, das die 20km lange Rennstrecke quer durch das grüne Grasland sicherte. Als das Rennen endlich losging, hatten die tausenden Beamten die chaotische Zuschauermenge im Zieleinlauf jedoch nur wenig im Griff. Am Ende der Veranstaltung war das Stahlseil des Absperrzauns gerissen und eine Zuschauertribüne eingebrochen… Noch dramatischer war aber das Rennen selbst. Die Jockeys waren kleine Kinder, manche erst 5 Jahre alt, die ihre Pferde in atemberaubendem Tempo über die 20km Strecke peitschten. Die ersten flogen unter lautem Zuschauerjubel an uns vorbei ins Ziel – grandios. Irgendwann im vorderen Drittel des Felds blieb ein Pferd plötzlich stehen. Sein Reiter, ein kleiner Junge, peitschte es, aber es wollte keinen Schritt mehr machen. Gelächter ging durch die Zuschauerränge. Der kleine Junge stieg ab und zog sein Pferd mit aller Kraft hinter sich her, doch wenige Sekunden später brach das Pferd vor Erschöpfung einfach zusammen. Das ganze spielte sich genau auf unserer Augenhöhe ab, ca 200m vor der Ziellinie. Der Junge begriff erst nicht und zog immer noch verzweifelt an den Zügeln, während die anderen Reiter links und rechts an ihm vorbei ins Ziel galopierten. Eine Horde Tierärtze eilte herbei, dem Pferd wurden Infusionen gelegt und drei Leute versuchten sich an einer Herzmassage – vergeblich. Das Pferd war tot. Als die Ärzte sich zurückzogen blieb das Pferd erstmal liegen, da ja immer noch Reiter kamen – es war dramatisch und echt herzzereißend. Die Bilder von dem Jungen und seinem Pferd verfolgten mich den ganzen Tag.
Ansonsten war das dreitägige Naadam- Festival aber ein tolles Erlebnis und es hat sich absolut gelohnt unsere Weiterreise nach China dafür einige Tage zu verschieben.

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