Ursprünglich hatten wir geplant, nur ein paar Tage in Guilin, den LongJi-Reisterrassen und Yangshuo zu verbringen. Doch Reisen im Sommer in China, wenn die gefühlte gesamte chinesische Bevölkerung ebenfalls unterwegs in die Sommerfrische ist, stellte unsere Geduld auf die Probe. Das ansonsten so gute Transportsystem kommt an seine Grenzen (bzw. darüber hinaus) und wir waren mit der Tatsache konfrontiert, dass es für die gesamte nächste Woche keine Zugtickets mehr nach Shanghai gab. Mario saß stundenlang am Computer und versuchte auf der chinesischen Webseite selbst die Verfügbarkeit von Zügen rauszufinden – das dabei gesammelte Wissen ist hier zur Verfügung gestellt, falls sich mal jemand in einer ähnlichen Situation befinden sollte… Am Ende bediente er expertenmäßig die chinesische Seite, aber Zugtickets gabs erstmal trotzdem keine. So verlängerten wir unseren Aufenthalt in Guilin & Yangshuo um einige Tage… und waren am Ende froh so viel Zeit in dieser bizarren Gegend zu haben. Die Landschaft hier ist geprägt von spitzen Karstbergen, die wie Zuckerhüte überall herumstehen. Der Li River fließt mitten durch diese Kegellandschaft, und die Panoramen hier sind so beeindruckend, dass sie sogar auf der Rückseite des 20 Yuan-Scheins abgebildet sind.
In aller Ruhe – dank unserer Zwangsverlängerung – kletterten wir daher auf Karstberge in Guilin und genossen die Aussicht, trieben mit dem Bambusfloß auf dem Li River nach Yangshuo, gingen auf Schmusekurs mit Wasserbüffeln, badeten im Fluss und schauten der sterbenden Kunst des Kormoranfischens zu. Dabei wird Kormoranen eine Schnur um den Hals gebunden, damit sie die Fische, die sie fangen, nicht schlucken können. Der Jagdinstinkt ist aber stärker, und die Kormorane fangen – vom Fischer kaum in den Fluss geworfen – einen Fisch nach dem anderen. Der Fischer holt die Vögel dann nur mit einer Stange aus dem Wasser, und entleert die Beute aus ihrem Kropf. Auch wenn das Kormoranfischen heute hauptsächlich noch für Touristen praktiziert wird – faszinierend war es trotzdem. Unglaublich wie die Vögel durchs Wasser schiessen und riesige Fische mit an die Oberfläche bringen. Als Lohn bekommen sie am Ende die Innereien der ausgenommenen Fische.
Eine Fahrradtour führte uns zu Moon Hill und durch kleine Dörfer, in denen die Bauern ihre Reisgarben droschen, den Reis auf ihrem Hof trockneten, oder mit Wasserbüffeln ihre Felder bearbeiteten. Das einfache, ursprüngliche und ländliche China wie man es sich vorstellt. Unser Hotel in Yangshuo war eines der besten auf der bisherigen Reise, und das Doppelzimmer kostete nur 8€. So liess es sich aushalten! Und irgendwann ergatterten wir auch Zugtickets nach Shanghai.