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Tschüß China, hallo Südkorea

Posted by on 3. September 2011

Unsere letzte Station in China war Qingdao. Unter Kaiser Wilhelm II war die Stadt ein deutscher Kolonial-Handelsstützpunkt, und wir fühlten uns hier ab und zu als ob man durch eine Fussgängerzone irgendwo in Deutschland bummelt. Es gibt hier sogar eine „Deutsche Straße“, in der nicht nur eine Menge Gebäude aus der Kolonialzeit erhalten geblieben sind, sondern auch die Straßenschilder chinesisch-deutsch sind und Geschäfte ‚Deutsche Produkte‘ vertreiben – hauptsächlich Bier, und ansonsten viele Hausmarken-Produkte deutscher Supermarktketten (Billig-Schokolade von Lidl wird da als deutsche Spezialität angeboten). Dazu hat Qingdao ein eigenes lokales „deutsches“ Bier. Die Brauerei Tsingtao ist ein Überbleibsel der Kolonialzeit, und nun die beliebtesten Biermarke in China.

Dass wir immer noch in China waren, daran wurden wir durch die Horden chinesischer Touristen erinnert, die selbst morgens um 8 schon den Strand zum Fotografieren bevölkerten und uns beim Postkartenschreiben sowas von neugierig und schamlos über die Schulter schauten, dass Mario vorschlug, wir sollten vielleicht im Gegenzug anfangen, in ihren Handtaschen zu wühlen. Aber so ist das eben manchmal mit kulturellen Gegensätzen…

So gut uns China insgesamt gefallen hat, so gingen uns doch nach 6 Wochen hier manche Dinge auf die Nerven. Die Menschenmassen überall waren eines davon. An diesem letzten Nachmittag schlenderten wir durch die Stadt, und fanden uns plötzlich inmitten eines riesigen Fotoshootings wieder. Ohne Übertreibung waren auf dem Kirchplatz etwa 40 Brautpaare versammelt.

Jedes machte mit seinem eigenen Fotografen Hochzeitsbilder. Es war total absurd und wirkte fast surreal. Die Bräute beschimpften sich gegenseitig wenn die eine der anderen ins Bild lief, und die Fotografen lagen alle auf dem Boden und fotografierten nach oben, um die anderen Brautpaare nicht auf ihren höchst individuellen Fotos zu haben. Es war irgendwie die Synopsis unserer Erfahrung, dass in China immer alles in Massen passiert, und dass die Neureichen der aufstrebenden Mittelschicht alle genau das gleiche machen wollen. Und offensichtlich gehörten in Qingdao Hochzeitsfotos vor dieser protestantischen Kirche mit deutscher Architektur dazu.

Als uns am Abend der chinesische Beamte den Ausreisestempel in den Pass drückte (nachdem er sich nochmal vergewissert hatte was von ‚Dr. Ruckh geb. Rist‘ nun denn mein Familienname sei – das neue Ungetüm in meinem Pass hat nun schon einige Grenzbeamten verwirrt), fühlten wir uns bereit für ein neues Abenteuer. Aber auch für kürzere Distanzen: In China haben wir in den letzten sechs Wochen fast 10 000 Kilometer zurückgelegt.

An Bord der ‚Weidong Ferry‘ liefen wir am nächsten Morgen nach 11h Überfahrt durchs Gelbe Meer in den Hafen von Incheon ein. Südkorea empfing uns mit strahlend blauem Himmel, klarer Luft (der Unterschied zur Luftverschmutzung in chinesischen Großstädten schien förmlich greifbar) und der unkompliziertesten Einreise seit wir die EU verlassen haben. Zweieinhalb Wochen in diesem Land – wir werden berichten.

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