Eigentlich hatten wir ja vor eine grosse Bergtour am Mount Cook, dem höchsten Berg Neuseelands (3754m), zu machen. Doch je näher wir dem Mount Cook Nationalpark kamen, desto mehr verhüllten Wolken die Sicht auf das Bergmassiv. Und als wir im Infocenter anriefen, um Plätze auf der Berghütte zu buchen, teilte uns die Dame freundlich mit dass es heute morgen schon einen halben Meter Neuschnee gab, und wir Steigeisen und Eisäxte brauchen würden. So weit reichte unser Enthusiasmus nun doch nicht, und schon gar nicht unsere Ausrüstung, und so begnügten wir uns mit einer Wanderung zum Tasman-Gletscher, anstatt uns in die „full winter conditions“ oben am Berg zu wagen.
Der Gletscher ist der grösste in Neuseeland und war echt beindruckend, mit seinem türkis-milchigen Gletschersee und den mächtigen Eisbergen, die darin schwimmen. Die Kälte und das Schneetreiben waren aber ein ziemlicher Schock für uns, waren wir doch erst ein paar Tage vorher aus tropischen Klimazonen eingereist. Und wir dachten es sei Frühling in Neuseeland… Doch die wärmeren Temperaturen liessen erstmal noch ein paar Tage auf sich warten, und ein Tief dass eisige Luft direkt aus der Antarktis mit sich brachte, zog über die Südinsel hinweg. Zelten bei 0 Grad nachts wurde zeitweilig eine echte Herausforderung, und zum ersten Mal seit Sibirien kramten wir abends wieder unsere Mützen und Handschuhe aus unseren Rucksäcken.
Zurück an der Küste wurde es zum Glück um einiges milder. Wir machten Halt in Oamaru, einem charmanten Städtchen dass vor allem für seine Pinguin-Kolonien bekannt ist – es gibt eine Gelbaugen-Pinguinkolonie und eine mit Zwergpinguinen. Diese beiden Pinguinarten nisten in der Böschung hinterm Strand. Während der Brutsaison gehen die Pinguine tagsüber ins Meer um Fische für sich und die Jungen zu fangen, und kommen dann bei Einbruch der Dunkelheit an den Strand zurück, um ihren Nachwuchs in den Nestern zu versorgen. Es ist ein unglaubliches Naturschauspiel, dass man da beobachten kann. Die Pinguine lassen sich auf dem Bauch so weit wie möglich von den Wellen an den Strand spülen, dann rappeln sie sich auf, watscheln quer über den Strand, und verschwinden dann im Busch. Die jungen Pinguine wandern ein Stück Richtung Norden, wenn sie gross genug sind, aber kehren schliesslich wieder an genau den Strand zurück, an dem sie aus dem Ei geschlüpft sind. Und so wiederholt sich das Schauspiel, jeden Abend, immer am gleichen Strand.
Am Pinguin-Strand kamen wir eher zufällig mit zwei Deutschen ins Gespräch. Harald und Petra, die gerade 5 Monate mit ihrem Campingbus in Neuseeland unterwegs sind. Vor einigen Jahren sind die beiden schon zwei Jahre lang von Alaska nach Feuerland gereist, und ein Jahr in Australien in nicht allzu ferner Zukunft ist auch schon geplant. Eine inspiriende Begegnung mit zwei höchst sympathischen Reisenden, die uns zeigte, dass das Reisen nach der grossen Reise bei Weitem noch nicht vorbei sein muss… Harald und Petra hatten auch noch ein paar heisse Tipps, wo man andere Pinguinarten sehen kann. Und so haben es die Magellan-Pinguine in Punta Tombo, Argentinien, jetzt auch auf unsere mentale Wunsch-Reiseliste geschafft, die sich im Gespräch mit anderen Reisenden immer wieder erweitert.