Einer unserer lang gepflegten Träume war für mehrere Tage von Bord eines Bootes in der Andamansee zum Tauchen zu gehen, um die angeblich besten Tauchreviere Thailands zu erkunden und vielleicht sogar ein paar Mantarochen zu sehen. Nach einiger Recherche war klar, dass es zwar viele Anbieter, aber in der Hochsaison auch viele Kunden gibt. Am Ende buchten wir für vier Tage auf dem – verheissungsvoll MV Manta Queen genannten – Tauchboot, eine Woche später als ursprünglich geplant, aber dafür mit neuem Visum und noch mehr Zeit um die Vorfreude auszukosten bis es am 4. Februar endlich losging.
„Dive – Eat – Sleep – Repeat“ ist der ziemlich treffende Slogan, den die Tauchlehrer auf den T-Shirts tragen. Mit 14 Tauchgängen in rund 80 Stunden war das unser intensivster Tauchurlaub bisher – gefühlt befindet man sich mehr unter als über Wasser. Die meisten der Tauchgänge haben uns sehr beeindruckt, auch wenn wir leider nicht das Glück hatten die ganz großen ‚Fische‘ (Walhai, Mantarochen, etc) zu sehen. Die Topographie unter Wasser ist um die Granitfelsen der Similan Inseln herum wie ein überdimensionaler Vergnügungspark, mit riesigen Felsklötzen, Türmen, Steinbögen, Höhlen und Tunneln. Und die Vielfalt der Fischarten, Unterwasserschnecken und Krustentiere ist unglaublich.
Die Tauchreviere der Similans galten bis vor wenigen Jahren als Weltklasse. Inzwischen hat neben der Korallenbleiche leider auch Überfischung der Gegend schwer zugesetzt – vor allem das Fangen von großen Haien wie Walhai, Zebrahai und grauen Riffhaien um den chinesischen Hunger nach Haifischflossensuppe zu stillen.
Die Korallenbleiche ist eine stressbedingte (in diesem Fall hitzebedingte) Freisetzung von Algen, die normalerweise in Symbiose mit den Korallen leben und die zu einer weissen Verfärbung und dem Tod der Korallen führen. Insbesondere die Geweihkorallen sind in vielen Tauchgebieten Südostasiens im Sommer 2010 auseinandergebrochen, mit Braunalgen überwachsen und die ehemaligen Korallenriffe sehen nun aus wie ein Trümmerfeld. Am schlimmsten war uns das beim Schnorcheln (also in 2-10m Tiefe) um Koh Muk und Koh Lanta aufgefallen, aber auch bei Koh Phi Phi Don und bei einigen der Reviere rund um die Similan Inseln waren die Auswirkungen der Bleiche zu sehen. Im Frühjahr 2010 waren wegen Erderwärmung und El Nino Temperaturen von bis zu 34 Grad in 15 Metern Tiefe gemessen worden – zu viel für das fragile ökologische Gleichgewicht der Unterwasserwelt. Zum Vergleich: Bei unseren Tauchgängen hat mein Computer in entsprechender Tiefe zwischen 27 und 28 Grad gemessen.
Die Tauchsafari war aber dennoch alles andere als enttäuschend. Insbesondere Richelieu Rock – so genannt wegen der (unbeschädigten) purpurnen Weichkorallen dort – war ganz klar ein Höhepunkt unseres bisherigen Taucher-lebens. Neben riesigen Barracudas haben wir gigantische Schwärme von Glasfischen, unterschiedliche Anemonenfische, Seepferdchen, Harlekinshrimps und vieles andere beobachten können. Unsere Tauchführerin hatte auf allen ihren letzten vier Mehrtagestouren Mantarochen gesichtet. Auf unserer Tour kam leider erst einer an unserer MV Manta Queen vorbeigeschwommen, als wir Taucher schon wieder aus dem Wasser waren. Trotz hektischem Überbordgehen mit Schnorchel konnten wir nur die Schwanzspitze sehen. Immerhin wissen wir nun sicher, dass es diese wunderschönen Kreaturen in Thailands gebeutelten Tauchgewässern immer noch gibt.