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Sonnenschein im Annapurna Base Camp

Posted by on 21. April 2012

Yaksteak und jede Menge Apfelkuchen, stundenweiser Aufenthalt in den heissen Quellen – so füllen wir während unserem Pausentag in Tatopani unsere Energiereserven wieder auf. Am nächsten Tag dann der extrem steile Aufstieg zu einem Grat namens Khopra Danda: 2400 Höhenmeter an einem Tag. In erstaunlich guter Verfassung kommen wir in der Hütte oben in Khopra an, grade noch bevor es anfängt zu hageln.

Ein paar andere Wanderer sitzen schon in der runden Steinhütte um den Ofen. Es wird einer der nettesten Abende auf der ganzen Wanderung. Und mal wieder voller Inspiration für die weiteren Reisepläne. Mit Gavin, einem Engländer, der in Kenia lebt und hier mit seiner zehnjährigen Tochter wandert, unterhalten wir uns ausführlich über Wandern und Bergsteigen in Afrika. Mal sehen, einige seiner Vorschläge setzen wir vielleicht in die Tat um ;-)

Nach einer kalten Nacht auf 3600m werden wir am Morgen nicht enttäuscht: blauer Himmel und fantastische Sicht. Manche der Gipfel scheinen von hier aus zum Greifen nah, besonders Annapurna Süd sieht aus als könnte man mal schnell vor dem Frühstück hochspazieren, wenn da nicht diese eisigen Hänge und nochmal 4000m Höhenunterschied wären. Wir können uns von dem schönen Panorama kaum losreissen, aber irgendwann am Vormittag machen wir uns wieder auf den Weg. Das letzte grosse Ziel ist das Annapurna Base Camp, vier Tage Wandern entfernt. Das Annapurna Base Camp, kurz ABC genannt, ist eigentlich das Basislager für Kletterexpeditionen auf die umliegenden Gipfel der Annapurna-Kette, insbesondere Annapurna I (8091m). Wegen des einzigartigen Panoramablicks ist das ABC inzwischen aber auch beliebtes Wanderziel. Wir verbringen eine Nacht im Macchapuchre Base Camp, nur zwei Stunden vom ABC entfernt. Das Wetter an diesem Tag ist schrecklich. Schon auf dem Weg geht der Regen langsam in Schnee über, es ist kalt und und der Weg matschig, und so richtig warm wird es mir in der nur dürftig geheizten Hütte auch nicht. Den ganzen Nachmittag tobt draußen ein Schneesturm, man sieht nichts als weiß. Von Leuten, die runterwärts kommen, hört man auch keine besseren Nachrichten. Seit Tagen nur ganz kurz Sicht vor Sonnenaufgang, dann zieht alles voll dichter Wolken. Nichts deutet darauf hin, dass das Wetter besser wird. Frierend und deprimiert, dass wir wohl nicht das Privileg haben werden, die vielumschwärmte Sicht im ABC zu genießen, ist meine Laune an diesem Nachmittag nicht die beste.

Aber dann kommt die unverhoffte Wende. Als wir nach dem Abendessen in unser Zimmer gehen wollen, ist draußen eine fast magische Stille. Kein Wind mehr, dunkelblauer Nachthimmel voller Sterne, und die unberührte Schneedecke ruft ein Gefühl von Weihnachten hervor. Ich kann unser Glück kaum fassen – das verspricht ein guter nächster Tag zu werden.

Um 5 Uhr klingelt unser Wecker. Ein schneller Blick durchs Fenster: Erleichterung, der Himmel ist immer noch wolkenlos. Um kurz vor sechs sind wir draußen im Schnee, auf dem Weg hoch zum ABC. Die Sonne strahlt die weißen Gipfel an, und man sieht jetzt schon, es wird ein Traumtag. Oben angekommen, brechen die anderen Wanderer, die die Nacht oben verbracht haben, gerade zum Abstieg auf. Im Base Camp gibt es inzwischen drei Hütten, in einer der im Schnee versunkenen Unterkünfte quartieren wir uns ein. Als wir uns zum Frühstück an einen Tisch mitten im Schnee setzen, haben wir die ganze weiße Pracht für uns alleine. Die Bratkartoffeln mit Yak-Käse in dieser Umgebung werden uns wohl als das spektakulärste Frühstück auf der Reise in Erinnerung bleiben.



Neben dem 360-Grad-Panorama beeindruckt uns die Geräuschkulisse der Berge an diesem Morgen nach dem Schneesturm am meisten. Überall kracht es, dauernd hört man Lawinen abgehen, manche kleineren sieht man auch. Man fühlt sich recht klein wenn man in der Mitte dieses riesigen Beckens steht und die Gewalt der Natur hört und spürt. Kein Wunder wird das ‚Annapurna Sanctuary‘ von Einheimischen als heiliger Ort verehrt. Zum Glück haben sie mich überhaupt reingelassen, es gab Zeiten da war Frauen und Mitgliedern der untersten Kasten der Zugang zu diesem besonderen Ort verboten.

Am Rande der Gletschermoräne besuchen wir die Gedenktafel für Anatoli Boukreev. Er war ein russisch-kasachischer Bergsteiger und heldenhafter Retter beim Everest-Drama 1996. Beim Versuch Annapurna I zu besteigen, wurde er hier 1997 von einer Lawine verschüttet und nie gefunden. Wir beide haben sein Buch ‚The Climb‘, in dem er vom Everest-Drama aus seiner Sicht berichtet, nur so verschlungen. Komisches Gefühl, am Fusse von Annapurna I zu stehen und die Namen derer zu lesen, die dieser Berg das Leben gekostet hat. Statistisch gesehen ist Annapurna I der gefährlichste Berg der Erde – es gab erst 103 erfolgreiche Gipfelbesteigungen, aber von den vielen Bergsteigern, die es versucht haben, sind 56 tödlich verunglückt. Oder wie meine Oma Ida immer sagt: Wer die Gefahr liebt, kommt darin um. Deswegen sind wir am nächsten Morgen ganz brav wieder abgestiegen. Auch ohne irgendeine Gipfelbesteigung war diese Wanderung ein absolutes Highlight auf unserer Reise. Und die Erfahrung, fast drei Wochen lang einfach mal zu Fuss unterwegs zu sein, eine ganz Besondere.

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