Früher kannte ich Nasi Goreng nur als Fertiggericht aus der Uncle Ben’s Werbung. Seit wir das erste Mal in Malaysia Essen waren, weiss ich nun aber, dass Nasi Goreng eines der malaiischen Nationalgerichte ist. Nasi heisst Reis, goreng heisst gebraten. Mit was der Reis gebraten ist, kommt drauf an was man sich bestellt: Nasi Goreng Ayam ist mit Hähnchenfleisch, mit Spiegelei obendrauf heisst das ganze Nasi Goreng USA. Es gibt auch Nasi Goreng Kampung, wobei sich Kampung für mich schnell als eine alarmierende Vokabel in jeglichem Gericht herausgestellt hat. Wörtlich heisst Kampung Dorf, also das Gericht soviel wie gebratener Reis auf ländliche Art. Ländlich heisst in hier mit kleinen getrockneten und frittierten Fischen, deren Geruch und Geschmack ich wirklich nicht ausstehen kann. Auf Märkten werden die Minifische auch tütenweise verkauft, und immer wieder finden sie ihren Weg ins Essen, auch wenn man sie nicht bestellt. Manchmal werden sie auch nur wohlmeinend als Garnitur übers Essen gesprenkelt, und ich muss sie dann wieder einzeln zwischen meinen Reiskörnern raussuchen. Nasi Lemak wird ebenfalls als Nationalgericht gehandelt. Reis in Kokosmilch gekocht, dann aber mit einer scharfen Tomatensauce und diesen unleidigen Fischen serviert. Auch das ist nicht mein Leibgericht.
Nachdem wir uns aber ein paar malaiische Essenvokabeln angeeignet haben, haben wir auch extrem leckere Sachen gefunden. Generell spiegelt die malaiische Küche die Zusammensetzung der Gesellschaft wieder. Es gibt eine riesige Vielfalt an indischem und süd-chinesisches Essen, jeweils mit einer lokalen Note. Roti, crepe-ähnliche Fladenbrote die frisch auf einer heissen Platte gebacken werden, mit Dahl (einer Art Linsencurry) waren unser Standardsnack bei vielen indischen Restaurants. Aber auch Murtabak, eine Art gefüllter Pfannkuchen mit entweder Hackfleisch oder Gemüse hat es uns angetan. In Singapur gab es eine chinesische Spezialität aus Hainan namens ‚Chicken Rice‘, die sich auch in Malaysia in vielen Städten wiederfand (allerdings nirgends so gut wie in Singapur). Das Gericht ist sehr simpel aber superlecker: Hähnchenfiletstreifen mit Reis und einer dunklen dicken Sojasauce, Ingwer und Chilli.
Mee Goreng, also gebratene Nudeln, werden von den chinesischstämmigen Malaiien auf verschiedenste Weise interpretiert. Im allgemeinen sehr lecker! Und die Atmosphäre auf den Nachtmärkten mit ihren hunderten verschiedenen Ständen, an dem jeder etwas anderes brutzelt, ist schon etwas besonders.
Neben diesen Standardgerichten haben wir alles mögliche probiert, von gegrilltem Stechrochen über Satayspieße mit Erdnusssoße bis zu den malaiischen Deserts, deren Hauptzutaten Reismehl und Kokosmilch sind. Eigentlich waren wir meistens begeistert, auch wenn man sich an manchen Geschmack oder Textur erst kurz gewöhnen musste. Die Malaiien verwenden gerne die krassesten Farben, von denen ich annehmen muss, dass sie nicht alle natürlich sind. Die Kokosreis-Puddings strahlen in allen Farben, dasselbe gilt für Getränke. Da mischen sie gerne eine leuchtend neongelbe oder wahlweise grüne oder pinke Zuckerbrühe, die sie dann noch mit Geleewürfeln in den Komplementärfarbe verfeinern. Weniger farbenfroh aber einfallsreich bennant ist das allseits beliebte Getränk Soya Cintau, auch bekannt als MJ – nach Michael Jackson. Hier schwimmen dunkelbraune Geleewürfel in weisser Soyamilch. Auch beim Desert mit dem klangvollen Namen ABC geben sie alles. Genauso zufällig wie die Ansammlung der Buchstaben im Namen scheinen die Zutaten dieses Nachtischs. Ein Berg zerhäckselte Eiswürfel, der mit Zuckersirup in besagten Farben koloriert wird, und dann mit Maiskörnen, roten Bohnen, Geleewürfeln, Lychees, Erdnüssen und was sonst grade noch so in der Küche rumliegt oder bunt ist grosszügig dekoriert wird. Ich wusste die Malaiien haben Humor.