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In Stein gemeißelt

Posted by on 3. Juni 2012

Unser letzes Ziel in Indien waren die Höhlentempel von Ellora und Ajanta. 1983 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt, sind die gigantischen Höhlenanlagen zwar kein Geheimtipp mehr, aber wir waren recht überrascht, dass die Besucher zumindest zu dieser Jahreszeit fast ausschließlich indische Touristen waren. Das hatte zur Folge, dass wir als Ausländer zu ebenso begehrten Fotomotiven wurden wie die Tempel selbst, und gefühlte tausend Mal mit indischen Großfamilien posieren mussten, die uns dann mit fünf verschiedenen Handy-Kameras ablichteten.

Die 34 Höhlen von Ellora liegen ca 30km westlich der boomenden Großstadt Aurangabad und wurden dort zwischen dem fünften und zehnten Jahrhundert in einen langgezogenen Felsabhang gehauen. Wenn man an der Felswand entlangwandert, öffnen sich über mehrere Kilometer hinweg in regelmäßigen Abständen Eingangsportale zu Klöstern und Tempel. Monumentale Bauwerke, die in den blanken Fels gehauen sind – wenn man sich in den riesigen Innenräumen und oftmals sogar mehrstöckigen Gebäuden komplett mit Treppenhäusern, Balkonen und Säulengängen bewegt, scheint es schier unvorstellbar, dass dies alles aus massivem Fels geschaffen wurde. Manche der Tempel sind buddhistisch, andere hinduistisch und eine kleine Gruppe von ihnen jainistisch – sie spiegeln die Religionen der jeweiligen Zeit wieder.

Das Highlight von Ellora ist ‚Höhle Nr. 16‘, oder besser als Kailasha-Tempel bekannt. Als Höhlentempel kann dieses menschengeschaffene Wunderwerk eigentlich nicht bezeichnet werden, es ist ein monströser freistehender Hindu- Tempel, der aus einem einzigen gigantischen Felsblock gehauen ist. Seine Architektur soll an den heiligen Berg Kailash erinnern. Kailash liegt im tibetischen Himalaya und wird von mehreren Religionen als Heiligtum angesehen – er ist deswegen einer der einzigen prominenten Gipfel, die noch nie von Kletterern bestiegen worden sind. Die Hindus im Speziellen glauben, dass die oberste Gottheit Shiva dort wohnt – und mit dem Kailasha-Tempel wollten die damaligen Herrscher wohl einen zweiten Wohnsitz für Shiva schaffen…

Die Höhlenanlagen von Ajanta, 100km nordöstlich von Aurangabad, sind noch älter als die von Ellora: es wird geschätzt, dass sie zwischen dem zweiten und sechsten Jahrhundert entstanden sind. Alle Höhlentempel hier sind buddhistisch und zeichnen sich durch zum Teil extrem gut erhaltene Wandmalereien aus. Die Felsentempel von Ajanta liegen in einer hufeisenförmigen Flussbiegung, und sind insgesamt kompakter aber nicht weniger beeindruckend als Ellora. Beide Höhlenkomplexe sind spektakulär, und waren für uns allenfalls mit Petra, der Nabatäerstadt aus dem sechsten Jahrhundert vor Christus, in Jordanien zu vergleichen. Landschaftlich ist Petra vielleicht noch schöner, aber was die Ausgestaltung der Felsentempel und -klöster angeht sind die indischen Bauwerke einzigartig. Bald werden wir uns in Äthiopien die in Fels gehauenen Kirchen von Lalibela anschauen – wir sind gespannt. Und grübeln darüber nach, wie unterschiedlichste Zivilisationen auf verschiedenen Kontinenten auf die gleiche Idee gekommen sind, gigantische Monumente aus massivem Fels zu erschaffen.

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