Xian – die alte Hauptstadt Chinas und Fundort der Terracotta-Armee, ein Muss auf jeder Chinareise. Wir waren total gespannt die tausenden Krieger aus Ton zu sehen, hatten aber an die Stadt selbst keine großen Erwartungen, außer dass wir uns auf eine Touristenhochburg gefasst machten, von der aus die Tourbusse in Massen zur Terracotta-Armee fahren würden. Doch weit gefehlt. Xian entpuppte sich als total sympathische und schöne Stadt (was man wirklich nicht von allen chinesischen Städten sagen kann). Die längste Stadtmauer der Welt (13,7 km Umfang) umgibt die Innenstadt, und die Mauer ist so breit dass man oben drauf Fahrrad fahren kann. Ein echtes Erlebnis, und zwischen den Wachtürmen mit Pagodendächern boten sich uns Einblicke in das Stadtleben in den Straßen, sowie tolle Ausblicke auf die Wolkenkratzer, die sich außerhalb der Stadtmauer bis zum Horizont erstreckten. In Xian leben vielei muslimische Chinesen, und zum Abendessen probierten wir uns durch die lokalen Spezialitäten im belebten muslimischen Viertel. Besonders streng scheinen die Muslime hier die Glaubensregeln nicht zu nehmen, es gab überraschenderweise jede Menge Schweinefleisch, dazu kalte Nudeln mit Sesamsoße. Und leckere kleine Reiskuchen zum Nachtisch! Nach Einbruch der Dunkelheit und der Hitze des Tages scheint noch mehr Leben in die Straßen zu kommen. Menschenmengen üben sich zu lauter Musik synchron in Tai Chi, im Schein der tausenden roten Lampions die – wie schon in Peking – überall hängen. Andere Straßen verwandeln sich in riesige Freiluft-Restaurants, es wird gekocht, gegessen und Mahjong gespielt.
Neben all dem unerwarteten Charme der Stadt wartete noch die eigentliche Sehenswürdigkeit Xians auf uns. Der Massentourismus und die Kommerzialisierung der Terracotta-Armee waren deutlich spürbar: Bevor man überhaupt zum Eingang kam, wurde man von der Kasse aus erstmal auf einen 15minütigen Umweg durch eine Souvenirstraße gelotst, auf der einem so viele Tonkrieger angeboten wurden, man hätte sich seine eigene Miniaturarmee zusammenstellen können. Trotzdem sind die Ausgrabungen der Grabkammern von Qin Shi Huang, der als erster mehrere Königreiche zu einem China vereinigt hat, absolut sehenswert. Die Dimensionen der Armee, die sich der Kaiser vor weit über 2000 Jahren in sein Grab stellen ließ, um seine Macht auch im Jenseits zu sichern, beeindrucken genauso wie die technischen Details. Die eisernen Schwerter der Krieger zum Beispiel wurden mit einer Edelstahlbeschichtung vor Rost bewahrt – eine Methode, die in Deutschland erst im 20. Jahrhundert ‚erfunden‘ wurde.
Das eigentliche Grab des ersten Kaisers bleibt jedoch ungeöffnet. Und damit behält Xian etwas geheimnisvolles – wer weiss auf was für Ideen der verrückte Kaiser noch so gekommen ist. Bin gespannt ob wir es irgendwann erfahren.