Zu Besuch bei den letzten Pandas

Nach einer 25stündigen Zugfahrt auf harten Sitzen (die Chinesen hatten mal wieder alle Schlafwagen seit Wochen komplett ausgebucht) von Xining nach Chengdu kamen wir übermüdet in Sichuans Hauptstadt an. Zum Glück hatten wir uns schon vorher ein schönes Hostel reserviert, und so konnten wir direkt ins Bett fallen. Das Hostel, gegründet von zwei Travellern, entpuppte sich als eine der besten Backpacker-Unterkünfte der Reise. Neben einem superschönen japanischen Garten im Innenhof und jeder Menge gemütlicher Ecken zum Lesen und Chillen gabs sogar eine riesige kostenlose DVD-Bibliothek. Mit dem Film „Der letzte Kaiser“ machten wirs uns erstmal in unserem Zimmer gemütlich und sahen gespannt zu wie es damals wohl in der verbotenen Stadt zuging.

Insgesamt standen die Zeichen für uns in Chengdu auf Ausruhen und die weiteren Ziele auf unserer Reise grob zu planen. Trotzdem gab es einige erwähnenswerte Erlebnisse.
Eines davon war eine Fahrradtour durch Chengdu: Sie führte uns durch belebte Märkte, auf denen von Pilzgeflechten über Riesenkröten zu Schlangen alles verkauft wurde (als Lebensmittel wohlgemerkt), durch den Volkspark in dem sich die Tai Chi-praktizierenden Chinesen in der Lautstärke ihrer Musik gegenseitig übertrumpften, und durch eine Strasse in der man Haustiere kaufen kann. Ein Geschäft mit Aquarien, Wellensittichen, Hunden, Katzen und Kaninchen reiht sich hier ans andere (mit nicht immer ganz artgerechter Haltung). Auch fluoreszente Frösche, Einsiedlerkrebse und jede Menge Schildkröten waren im Angebot.

Sichuan ist die einzige Provinz in China (und daher der einzige Ort weltweit) in der noch Pandabären in freier Wildbahn leben. Da sich diese Riesen-Kuscheltiere ausschließlich von massenhaft Bambus ernähren (bis zu 40kg pro Tag), wird ihr Lebensraum immer weiter zerstört. Durch die immer dichtere Besiedlung in China gibt es kaum mehr zusammenhängende große Bambuswälder. Um den Panda vor dem Aussterben zu bewahren und die Tiere zeigen zu können, wurde in Chengdu eine Forschungs- und Zuchtstation für Pandas aufgebaut. In diesem Park leben heute über 60 Pandas und werden auch erfolgreich nachgezüchtet. Man kommt sehr nahe an die Pandas heran und kann sie beobachten, wie sie Bambusstauden zerkauen, auf Bäume klettern oder einfach nur in Hängematten schlafen (wirklich wie die Personifizierung eines Kuscheltiers). Aber der eigentliche Zweck – die Pandas wieder auszuwildern und ihr Überleben in der Wildnis zu sichern – scheint fraglich umgesetzt. Der schön angelegte Park scheint inzwischen mehr Touristenattraktion und ‚Zoo‘ als Auswilderungsprojekt. Die Wissenschaftler der Anlage brüsten sich damit, neue Methoden der künstlichen Befruchtung erforscht zu haben, da Pandas sich in Gefangenschaft nicht vermehren. Reservate und Schutzgebiete, die den letzten natürlichen Lebensraum der Pandas schützen, wären da sinnvoller. Aber großflächige Naturschutzgebiete haben im modernen China mit rasanter Industrialisierung und Bauboom offenbar keinen Platz.

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Stations #19

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Chengdu railway station, Sichuan province

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Rural China

Our next destination after Xian was Xining, the capital of the Qinghai province. It’s located on the Tibetan plateau, and we planned to continue from here through the mountainous scenery along the Tibetan border into the province of Sichuan. But we didn’t take the Chinese government into account… Upon arrival in Xining we were told that the border region that we wanted to cross was closed for foreigners at the moment – apparently because of a rebellion (or the anniversary thereof?) of some ethnic minority in the towns on our route. So they wouldn’t sell onward tickets to anyone with a foreign passport. On top of that, Yushu, the next town on our planned route, had been devastated by an earthquake last year, and apparently reconstruction of the town was ongoing with lots of people still living in tents.
Forced to change our plans, we accepted the offer of a very friendly, English speaking and seemingly trustworthy Chinese guide to take us to the countryside to stay with a local family – all the hotels in the city were full since it’s summer holiday time and the Chinese tourists flood trains as well as hotels. Xiao Yun, our guide, turned out to be a walking encyclopedia, and told us many stories about life in China during the 2h bus ride to the remote village that was our new destination. Finally the bus (filled with locals that were wondering what on earth these foreigners were doing here) dropped us on the roadside, and we walked through fields of soybeans and barley to the village. The family that hosted us lived in a typical village home: the grounds surrounded by a huge wall, inside a maniac watch dog and a rather large garden where they grow most of the vegetables they eat. The one-storey house itself, built from bricks and mud, was simple but clean. There was electricity, TV, fridge etc, but no running water. Our bed in the spare room they rented us for 4€ per night had pillows filled with straw – welcome to rural China. The family cooked delicious food for us, even though some dishes had garlic as their main ingredient. At nightfall, we wandered up to the small temple clinging to a mountain slope above the village. Our guide knew the few Buddhist monks that lived there personally, so they were welcoming and let us wander around between all the various gilded sculptures of gods – seemingly one for each of the possible problems that could bother the villagers, who would then come up here and pray to the respective statue. The pilgrims had also piled lots of donations in front of the various gods – ranging from candies to watermelons. Our guide told us the monks would leave the sacrifices for a few days before eating them for lunch.

Since we couldn’t go to the mountains on the Tibetan border, we opted to climb one of the peaks around Xining. Our guide took us to Ma Qi, a 4500m mountain that was pleasantly off the beaten path (as was the whole village experience – we didn’t see another foreigner or even Chinese tourists for our entire stay there).
The drive with the taxi to the trailhead was incredibly beautiful: rolling hills covered in a mosaique of bright yellow fields of rapeseed and green fields of barley. The fields stretched high up on the mountain slopes – the Chinese really seem to use every possible inch of arable land. The way to the mountain was lined with beehives. They belong to migrant beekeepers that had pitched up their tents beside the road, where they stay with their bees for the flowering season in the area, and then move on to a different region.
When we started the hike, the peak was covered in fog, but a few hours later, when we were just underneath the summit and the air was getting noticably thinner, the clouds gave way to sunny blue sky. So we were rewarded on the top with a literally breathtaking panorama of the surrounding mountains, and in the distance we even saw some really high snowcapped ones. In the land of over 1.3 billion people, peaceful moments like this, far away from bustling and crowded life in the cities, are even more special.

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Stations #18

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Xining West (a temporary station built only for 3 years, while they rebuild the main one), Qinghai province

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Xian

Xian – die alte Hauptstadt Chinas und Fundort der Terracotta-Armee, ein Muss auf jeder Chinareise. Wir waren total gespannt die tausenden Krieger aus Ton zu sehen, hatten aber an die Stadt selbst keine großen Erwartungen, außer dass wir uns auf eine Touristenhochburg gefasst machten, von der aus die Tourbusse in Massen zur Terracotta-Armee fahren würden. Doch weit gefehlt. Xian entpuppte sich als total sympathische und schöne Stadt (was man wirklich nicht von allen chinesischen Städten sagen kann). Die längste Stadtmauer der Welt (13,7 km Umfang) umgibt die Innenstadt, und die Mauer ist so breit dass man oben drauf Fahrrad fahren kann. Ein echtes Erlebnis, und zwischen den Wachtürmen mit Pagodendächern boten sich uns Einblicke in das Stadtleben in den Straßen, sowie tolle Ausblicke auf die Wolkenkratzer, die sich außerhalb der Stadtmauer bis zum Horizont erstreckten. In Xian leben vielei muslimische Chinesen, und zum Abendessen probierten wir uns durch die lokalen Spezialitäten im belebten muslimischen Viertel. Besonders streng scheinen die Muslime hier die Glaubensregeln nicht zu nehmen, es gab überraschenderweise jede Menge Schweinefleisch, dazu kalte Nudeln mit Sesamsoße. Und leckere kleine Reiskuchen zum Nachtisch! Nach Einbruch der Dunkelheit und der Hitze des Tages scheint noch mehr Leben in die Straßen zu kommen. Menschenmengen üben sich zu lauter Musik synchron in Tai Chi, im Schein der tausenden roten Lampions die – wie schon in Peking – überall hängen. Andere Straßen verwandeln sich in riesige Freiluft-Restaurants, es wird gekocht, gegessen und Mahjong gespielt.

Neben all dem unerwarteten Charme der Stadt wartete noch die eigentliche Sehenswürdigkeit Xians auf uns. Der Massentourismus und die Kommerzialisierung der Terracotta-Armee waren deutlich spürbar: Bevor man überhaupt zum Eingang kam, wurde man von der Kasse aus erstmal auf einen 15minütigen Umweg durch eine Souvenirstraße gelotst, auf der einem so viele Tonkrieger angeboten wurden, man hätte sich seine eigene Miniaturarmee zusammenstellen können. Trotzdem sind die Ausgrabungen der Grabkammern von Qin Shi Huang, der als erster mehrere Königreiche zu einem China vereinigt hat, absolut sehenswert. Die Dimensionen der Armee, die sich der Kaiser vor weit über 2000 Jahren in sein Grab stellen ließ, um seine Macht auch im Jenseits zu sichern, beeindrucken genauso wie die technischen Details. Die eisernen Schwerter der Krieger zum Beispiel wurden mit einer Edelstahlbeschichtung vor Rost bewahrt – eine Methode, die in Deutschland erst im 20. Jahrhundert ‚erfunden‘ wurde.

Das eigentliche Grab des ersten Kaisers bleibt jedoch ungeöffnet. Und damit behält Xian etwas geheimnisvolles – wer weiss auf was für Ideen der verrückte Kaiser noch so gekommen ist. Bin gespannt ob wir es irgendwann erfahren.

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Stations #17

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Xian, Shaanxi province

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Große Mauer im Nebel

Das schönste Stück der Transsib wären die letzten 300km nach Peking, durch beeindruckendes Gebirge sowie entlang und durch die Chinesische Mauer, hieß es. Wegen ausgebuchter Direktzüge hatten wir extra Zwischenstop in Jining gemacht um tagsüber und mit dem Zug den besten Blick zu haben.

Weiss war allerdings die dominierende Farbe beim Blick aus dem Zugfenster gewesen (die Diskussion, ob Nebel oder Hauptstadtsmog sollte uns noch mehrere Tage begleiten). Die Blicke aus dem Zug auf den Jahrtausende alten chinesischen Schutzwall gegen mongolische Angriffe aus dem Norden waren dennoch beeindruckend. Mystisch tauchten die massiven Mauern und die auf dominanten Höhen errichteten Wachtürmen im Dunst auf. Die gewagte Linienführung durch die steile Berglandschaft mit ihren vielen engen Tälern war beeindruckend, und wir wollten unbedingt noch direkt ran an die Mauer. Auf gute Empfehlung hatten wir uns vorgenommen, die weniger bekannte Route von Jinshaling nach Simatai auf der Mauer entlang zu wandern; und durch den Haupttouristenort Badaling waren wir ja im Zug gefahren.

Ein Bus brachte uns von Peking aus etwa die halbe Strecke in die gewünschte Richtung, den Rest wollten wir per Taxi machen. An der Haltestelle tummelten sich auch schon mehrere Taxifahrer ohne Lizenz. Da der Preis (ca 30€) uns viel zu hoch war, fragten wir andere Fahrer und spielten auf Zeit. Die wollten uns erstaunlicherweise aber nicht mitnehmen: Man gab uns zu verstehen, dass die Fahrer untereinander eine Reihenfolge (und sicher auch einen Preis) abgesprochen hatten, in der sie die Touristen ‚bedienten‘ und wir sollten mit unserem Fahrer gehen. Als mit dem nächsten Bus zwei weitere Touristen ankamen wurde es heiter. Wir wollten zu viert fahren um Geld zu sparen, aber keiner der Fahrer wollte uns alle vier mitnehmen. Als der andere Fahrer den „Pakt“ brach und uns ein Angebot für vier Leute machte, packte uns unser Fahrer am Arm und wollte im wahrsten Sinne des Wortes mit aller Kraft verhindern, dass wir zusammen beim Fahrer der Belgier einstiegen. Als er panisch zu schreien begann, mit den Armen ziellos aber extrem agressiv in unsere Richtung schlug, aber keiner der chinesischen Passanten Anstalten machte zu helfen, flüchteten wir zu seinem Kontrahenten ins Auto und waren froh einen weniger jähzornigen Chinesen gefunden zu haben. Nicht mal in Russland, wo wir aufgrund mancher Geschichten von polnischen und lettisch-russischen Freunden Gewalttätigkeit erwartet hatten, waren uns solch agresssive Menschen begegnet. Aber bei manchen Chinesen scheint die Hemmschwelle Leute anzubrüllen und aggressiv zu werden etwas niedriger zu liegen. Auch am Fahrkartenschalter in Peking war uns am Tag danach noch so jemand begegnet, der in allen Tonhöhen, die seine Stimmbänder hergaben, die Beamtin anbrüllte und dabei heftig gegen das Schalterglas schlug. Die Aufklärungsvideos in der U-Bahn, die mit unterhaltsamen Comics erklären man soll nicht auf die Ticketautomaten eintreten, scheinen ihre Bewandnis zu haben. Die Mehrheit der Chinesen haben wir dennoch als extrem freundlich erlebt.

Die Mauer jedenfalls war wieder im Nebel und das gesamte Tal nach Simatai wegen einer Großbaustelle geschlossen. Wir mussten uns also mit einer kleineren Tour von Jinshaling bis zur Autobahn zufriedengeben, wo uns der Fahrer freundlicherweise abholte, aber dafür hatten wir die Mauer fast komplett für uns alleine. Wie steil die Mauer wirklich hoch und runter geht, haben wir vorher auf Fotos nicht wirklich verstanden, umso mehr beeindruckt waren wir, als wir auf allen Vieren die hohen Stufen hochkletterten, das letzte Hemd in Schweiss getränkt. Die Mauer zieht sich im Slalom über die steilsten Hügel und wird von den renovierten Stellen nahe der ‚Seilbahn‘ aus, in Richtung Simatai immer echter bis zu einem verwittert-baufälligen Zustand. Auf den Fotos versinkt die Mauer nach wenigen hundert Metern im Nebel, aber wir wissen jetzt wie’s dahinter weitergeht. Wie weit mich die Salomon-Schuhe aus dem Familien-Schuhhaus in Ludwigsburg bereits getragen haben ;-)

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Stations #16

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Beijing West Railway Station

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Zuhause in Peking

Als wir in Deutschland losfuhren, war Peking immer unser erstes großes Ziel gewesen. Mein Studienfreund Olivier arbeitet dort seit mehreren Jahren und hatte uns immer eingeladen. Je ungewaschener unsere Sachen (und wir) wurden, je leerer die Akkus von Kamera und Telefon und je länger wir keine Emails lesen konnten, desto mehr freuten wir uns darauf, bei einem guten Freund in einer ‚westlichen‘ Wohnung anzukommen (und was für eine – neu, modern, riesen Fenster und Blick über die Stadt). Vielen Dank nochmal an unseren großartigen Gastgeber ;-)

Nach einem Tag des Erholens gings an die Sehenswürdigkeiten – Olympiapark mit ‚Bird’s nest‘ und ‚Watercube‘, Tiananmenplatz, verbotene Stadt, Sommerpalast, Himmelstempel und die zahlreichen alten Gassen namens ‚Hutong‘. Und Tara und Olivier haben uns eingeladen in coole Bars und Restaurants, zum Abendessen und Diskutieren mit anderen Expats oder Chinesen oder einfach zum Pizza und DVD Abend. Peking ist beeindruckend modern: das effizienteste und billigste Metrosystem das wir bisher gesehen haben, gut ausgebaute, saubere Strassen (selbst die Highways werden täglich von Hand gefegt), modernste Hochhäuser (Olivier wohnt in einem davon) und Hochgeschwindigkeitszüge mit 350 km/h. In der für Olympia 2008 herausgeputzten Hauptstadt scheint China nicht nur fortschrittlicher zu sein als Russland, sondern in manchen Belangen auch einige westliche Länder überholt zu haben.

Trotz der unglaublichen Massen an chinesischen Touristen – der Tiananmenplatz und die verbotene Stadt sind megabeeindruckend. Aber auch die Parks in Peking sind wunderschön, kleine aber penibelst gepflegte Grünflächen außerhalb der Innenstadt genauso wie die großen Parks zum Beispiel am Tempel des Himmels.

Einen groben Plan für unsere Ziele in China gibts inzwischen – auch wenn wir das nächste ‚Zuhause auf der Reise‘ noch nicht im Auge haben.

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Stations #15

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Beijing North Station, 2 months after leaving by train from Hergatz
(Thanks Olivier for picking us up and taking the photo!)

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The Chinese soldier

When you are travelling, you come across great sights, interesting cities or breathtaking landscapes. But often, it’s the people you meet along the way that really make your day.

Since direct trains from Ulanbaatar to Beijing were sold out, we had only bought a ticket to Jining (about half-way between the border and Beijing) in the hope to secure an onward ticket from there. After saying goodbye to the superfriendly American traveller that we had shared the compartment with for the last 24 hours, we stepped out of Jining station and found ourselves in the middle of a bustling city, surrounded by a forest of signs in Chinese, none of which meant anything to us. The first task was to find an ATM to get some Yuans, then buy train tickets for the next day to Beijing. Both we accomplished after lots of sign language and drawing on our little notepad. The girl who helped us buy the tickets crossed out the two seats we had drawn, and depicted instead a standing person. It dawned on us that we might have just bought two standing room tickets for the eight-hour train journey…
As the sun set, we started to look for a hotel for the night. Our guidebook did not cover Jining, so we were on our own between all these cryptic signs, with no English speakers in sight. After asking several people and receiving lots of answers in Chinese, someone adressed us in English. His name was Haipeng, he was a soldier (in plain clothes though) studying at the military academy and was also in Jining just for the night. „Let’s go together“, he told us, and with that we were three looking for a hotel. It took even Haipeng a while to find a room for us, as several hotels said they don’t accept foreigners (!?). In the end, he found a nice hotel for us, and we ended up paying only 5€ for the double room. Afterwards, we invited Haipeng to go out to dinner with us. He insisted to pay for himself, but was very keen to give us a first introduction to Chinese cuisine. It was late and most small restaurants already closed, but when the business-minded Chinese saw the foreigners come, they put down the chairs again and offered us food. This could never have happened in Russia! Haipeng ordered Langzhou noodle soup for us. It was delicious, and we managed to impress him with our chopstick skills.
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During dinner, he introduced us to a lot of Chinese etiquette, such as not to completely fill up your cup with green tea, or put your chopsticks down carefully aligned when you are done. His train was to leave at 5 am the next morning, so we thanked him wholeheartedly for his help and the great evening and went to bed.

The next morning, we were woken by a knock on our door. Mario opened, and I saw a uniformed soldier stand there (which scared me for a split second). It was Haipeng, this time in his uniform. He had changed his ticket to make sure we get our train! „Let’s have breakfast“, he said in his cute English, and took us to have boiled eggs, steamed dumplings and some kind of sweet breakfast ’soup‘ containing red beans. On one of the shelves, we spotted a big glass container with a snake submerged in liquid – it turned out to be alcohol, and we were offered to drink from this snake-infused liquor, which we politely declined.
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As the clock approached 10am, Haipeng told us it’s time for the train. He took some pictures of us („to show my mother the Germans I met“) and accompanied us all the way to the door of the correct carriage, where all the Chinese passengers queued orderly. However, as soon as the doors opened, the big fight for the few unreserved seats started. Haipeng’s advice was: „Don’t care about other people so much. In China, we are so many people, we don’t have a choice, everyone has to look out for themselves first“. Without being too pushy, we managed to secure two seats, so the nightmare of having to stand all the way to Beijing did luckily not materialise. Haipeng waved us goodbye from the platform.

The train ride was great fun – we got amazing views as the train trundled along the Great Wall, and met many more really friendly Chinese people, without having a common language. So, we are off to a great start here – may it continue this way!

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Spurwechsel

Nach drei Wochen Mongolei fanden wir uns schließlich wieder im Zugabteil ein, um das letzte Teilstück der langen Eisenbahnfahrt von St. Petersburg nach Peking anzutreten. Das erste Mal auf der gesamten Strecke teilten wir uns das Abteil mit einem anderen Tourist. Dustin, ein höchst symphatischer Amerikaner aus Detroit, reist schon seit zwei Jahren durch die Welt. Und so wurde, während der Zug durch den Staub der Wüste Gobi rollte, bis spät in die Nacht über Wanderungen in Nepal, Flusskreuzfahrten in Chile, 6000er Besteigungen in Bolivien (er war am gleichen Berg wie wir), Tauchen in Ägypten und Essen in China diskutiert. Dazwischen wurden wir vom Bordpersonal wegen Biertrinken verwarnt – anscheinend war Alkohol an Bord in der Mongolei (im Gegensatz zu Russland) nicht gestattet. Wir schienen sogar so verdächtig, dass die Waggon-Aufseherin am nächsten Tag verlangte, an meinem Wasserglas zu riechen um sich zu versichern, dass es kein Wodka war.
Dustin gab uns jede Menge Tipps für unsere Reise durch China, und schenkte uns am Ende sogar seinen China Lonely Planet – danke nochmal!
Und nachdem an der Grenze dann der Unterbau des Zugs ausgewechselt war – da Gleise in China eine engere Spurweite haben als in Russland und der Mongolei – waren wir in jeder Weise gerüstet für die Reise ins Reich der Mitte.
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Naadam

Jedes Jahr im Juli wird überall in der Mongolei Naadam gefeiert. Traditionell werden nationale Wettkämpfe in drei Sportarten ausgetragen (Pferderennen, Bogenschießen und Ringen), heute ist das Volksfest aber gleichzeitig auch die Feier der Unabhängigkeit von China (vor 90 Jahren) und der Wahl von Dschingis Khan als Staatsoberhaupt (vor 805 Jahren). Da wir gerade im Land sind, haben wir beschlossen ein bißchen länger zu bleiben, um dieses besondere Event mitzuerleben. Einen Vorgeschmack auf Naadam haben wir schon während unserer Tour durchs mongolische Hinterland bekommen, als wir mehr zufällig in einem Dorf namens Tsenkher die lokalen Festivitäten und Wettkämpfe besuchen konnten. Fast alle Dorfbewohner kamen zu Pferd zum Festival, und es folgten spannende Ringkämpfe und atemberaubende Pferderennen, bei denen kleine Kinder ohne Sattel auf Fohlen galoppierten.

Obwohl uns die Dorfversion von Naadam schon sehr beeindruckt hat, bot sich uns zurück in Ulanbaatar ein noch größeres Spektakel. Wir hatten glücklicherweise Tickets für die große Eröffnungsfeier im Stadion, wo u.a. Heere wie aus Dschingis Khan’s Zeiten Kriegsstimmung im Stadion verbreiteten und man den Mongolen einmal mehr den Stolz auf ihre Vergangenheit anmerkte – das größte Landimperium das es je gab.


Die folgenden zwei Tage fanden endlos andauernden Ringkämpfe statt, deren Regeln wir nicht hundertprozentig durchschaut haben. Aber auch den Mongolen selbst scheinen die Rituale vor und nach dem Kampf am wichtigsten zu sein: Die Ringer umkreisen, einen Adler imitierend, die mongolische Flagge und der kleinere Kämpfer muss unter dem Arm des größeren durchlaufen (egal wer gewonnen hat). Das Ringen ist den Männern vorbehalten, aber beim Bogenschießen und beim Pferderennen dürfen inzwischen auch Frauen mitmachen. Angesichts wie alt die Tradition von Naadam ist, sehr fortschrittlich… Um die Wettbewerbe herum findet ein riesiges Volksfest statt, mit endlosen Buden die „Chushuur“ (mit Schaffleisch gefüllte frittierte Pfannkuchen) anbieten, die die Mongolen in solch Unmengen verzehren, dass man bei jedem der über hundert Stände mindestens eine halbe Stunde warten muss.

Das Event, das mich am meisten beeindruckt hat, war das Pferderennen. Mit dem Naadam-Sonderzug fuhren wir morgens um 6 zur Rennstrecke außerhalb der Stadt. Eine riesige temporäre „Jurtenstadt“ mitten auf der grünen Wiese erwartete uns, trotz der frühen Uhrzeit waren die umliegenden Hügel voller Menschen und Pferde. Auffällig war auch das riesige Militär- und Polizeiaufgebot, das die 20km lange Rennstrecke quer durch das grüne Grasland sicherte. Als das Rennen endlich losging, hatten die tausenden Beamten die chaotische Zuschauermenge im Zieleinlauf jedoch nur wenig im Griff. Am Ende der Veranstaltung war das Stahlseil des Absperrzauns gerissen und eine Zuschauertribüne eingebrochen… Noch dramatischer war aber das Rennen selbst. Die Jockeys waren kleine Kinder, manche erst 5 Jahre alt, die ihre Pferde in atemberaubendem Tempo über die 20km Strecke peitschten. Die ersten flogen unter lautem Zuschauerjubel an uns vorbei ins Ziel – grandios. Irgendwann im vorderen Drittel des Felds blieb ein Pferd plötzlich stehen. Sein Reiter, ein kleiner Junge, peitschte es, aber es wollte keinen Schritt mehr machen. Gelächter ging durch die Zuschauerränge. Der kleine Junge stieg ab und zog sein Pferd mit aller Kraft hinter sich her, doch wenige Sekunden später brach das Pferd vor Erschöpfung einfach zusammen. Das ganze spielte sich genau auf unserer Augenhöhe ab, ca 200m vor der Ziellinie. Der Junge begriff erst nicht und zog immer noch verzweifelt an den Zügeln, während die anderen Reiter links und rechts an ihm vorbei ins Ziel galopierten. Eine Horde Tierärtze eilte herbei, dem Pferd wurden Infusionen gelegt und drei Leute versuchten sich an einer Herzmassage – vergeblich. Das Pferd war tot. Als die Ärzte sich zurückzogen blieb das Pferd erstmal liegen, da ja immer noch Reiter kamen – es war dramatisch und echt herzzereißend. Die Bilder von dem Jungen und seinem Pferd verfolgten mich den ganzen Tag.
Ansonsten war das dreitägige Naadam- Festival aber ein tolles Erlebnis und es hat sich absolut gelohnt unsere Weiterreise nach China dafür einige Tage zu verschieben.

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The missing picture

When we started our travels, we each took one book. „Russia“ by Jonathan Dimbleby, a BBC journalist who writes about his travels through Russia, from Murmansk to Vladivostok (highly recommendable, not only on tour through Russia). 20110718-015710.jpgThe other one was a German book called „Fliegen ohne Flügel“ by Tiziano Terzani, a journalist who worked for the Spiegel and writes in this book about his extensive travels in Asia. It’s an interesting read, but a bit too esoteric for our taste.

Anyway, the curious thing is that since a few days, the picture of Jonathan Dimbleby on the back cover of the Russia book is missing. Someone cut it out with a knife by the looks of it… We don’t know when exactly it happened or what might be anyone’s incentive to cut out a photo, but if this is the only theft we encounter during the whole trip, we’ll call ourselves lucky.

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Horchog, horses and hot springs or 2 weeks in the Mongolian countryside

Do you want to pay for an overpriced package tour or hire a cheap driver that doesn’t understand a single word of English? Well, together with the two Nicos from France, that we had met on the train, we formed our own group and finally opted for the latter. Bogie (how the friendly lady from our accomodation had named herself for foreigners that can’t pronounce her Mongolian name) helped us to hire a Russian 4×4 minibus and a driver who went by the name ‚Buggy‘. On Monday morning, we stocked up on food and water for the trip and our Mongolian-French-German crew left for the desert.

The Mongolian countryside is the greatest „sight“ of the country – or as a historian wrote in the national museum ‚the Mongols don’t have any use for cities‘. While driving through the country, you find vast beautiful landscapes ranging from sand or stone deserts, steppe to lush green meadows surrounded by hills and little forests. There are horses all over, as well as sheep and goats (in mixed herds) but we also saw huge eagles, strange ducks, fast Mongolian gazelles and every now and then a yurt (a felt tent or ‚ger‘ in Mongolian). The roads we took were hardly more than animal paths, so it was quite a bumpy ride, but this indestructable Russian vehicle does get you everywhere.

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On the second night of our trip we passed by Buggy’s hometown in the afternoon. Our stop was supposed to be some 20 km further, but because it looked like rain and our 10€ tent certainly wasn’t waterproof, we accepted his offer to stay for free at his uncle’s place – a ger inside one of the wooden fences that mark properties of ’settled‘ nomads. Our driver was happy to spend a (work) night with his family and invited us for Chorchog – the Mongolian national dish for special occasions (more about it in the mutton post). So we bought some vodka as a present in the village store (run by Buggy’s sister) and prepared for a great evening. The cooking took place on the oven in the center of the round tent. We were taught some ancestor worshipping rituals with the vodka – flicking some drops in the air three times with your ring finger – before downing it. By the time the mutton was cooked the whole family and friends from the village had assembled around the oven. Everybody got some bones with fatty pieces of mutton meat and we were taught that the fat makes you strong like Chengis Khan (all without a common language). Once we had chewed the meat off the first bones, Buggy’s friend introduced the tradition of ‚bone breaking‘: put a bone across two legs of a tiny chair and hit it until it breaks and you can suck out the marrow. Every successful attempt was followed by drumming one’s chest and shouting ‚Chengis Khan‘ as loud as possible. After the food was finished, the crowd moved on to some friendly wrestling (another typical male Mongolian past time) in the darkness in front of the ger. It was a great and authentic experience with some really friendly people – Mongolia is not a country of great sights, but great people.

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We continued to the Gobi desert the next day, where we found ourselves a beautiful camp site. We made a fire with the ubiquitous dried camel shit and watched the nightly sky over the desert, with a gazillion of stars – so beautiful that it seemed like a waste to go to sleep. Gobi in Mongolian actually means something like ‚emptyness‘ and they use it for vast stone deserts – the occasional sand dunes are called ‚eel‘. When we left the Gobi we had almost reached Arkhangai province, a green area with lots of forest and the Khangai mountain range, where Buggy dropped us at the yurt of Bogie’s parents.

Here, we could stay with a real Mongolian nomad family – which included milking yaks and sharing our ‚bedroom‘ (the yurt) with 9 people and a newborn calf that was scared from the thunderstorm outside. Since the family also owned horses, we went for a 3 day horse trek out into the greenery. The valley from where we started could have been in Switzerland, but all signs of civilization erased – only green meadows, meandering rivers and lots of Edelweiss blossoming.

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The Mongolian horses are smaller than European ones, but a bit wilder and just as fast. I had never really been on a horse before, but got along pretty well and survived the first unintended canter without bigger issues. The saddles are wooden and terribly uncomfortable. The stirrups were too short, not made for tall Europeans, and quickly caused knee pain for most of us. Besides that we had an amazing time, the feeling of freedom to command a horse through the wild countryside and we got closer to wild animals than you can with any motorized vehicle. We enjoyed the warm-hearted invitations from the few nomads into their tents for yoghurt, cheese, deer filet or just some hot milk tea. Even a few spectacular falls from the horse, occasional rain or the sometimes cold weather didn’t spoil the experience. And when we were served cold beer while hanging out in the hot sulphur water of the natural springs in the area a few days later, it seemed hard to imagine future places on our journey to be any better.
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Today’s special: mutton

After a 2000km loop through Mongolia, we got a good taste of the local food.
In Ulanbaatar, you can find all sorts of „Western“ foods, but leave the city behind for the beautiful countryside and you get to know real Mongolian food. So let us take you on a short culinary tour…

The majority of people in the countryside are nomads that live in felt tents, so called gers, and they only eat what they have – which is herds of animals (camels, horses, cows, sheep, goats, yaks). After visiting many gers on our trip, it feels safe to say that the lifestyle and customs of the nomads are surprisingly unvaried. The day is typically spent by milking the animals and processing the milk into a variety of dairy products – which we got offered in random combinations at any of the many gers we visited along our way.

First of all, there is „tse“, Weiterlesen »

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Back to civilisation…

We have been touring the Mongolian countryside for the last two weeks by jeep, horse and foot. It’s been amazing and felt like a holiday inside a holiday (a bit like the Russian matrushka dolls). We returned to Ulanbaatar last night, and finally have sporadic internet access here again, so there will be some pictures and stories about falling from horses, mutton for breakfast and milking yaks very soon ;-)

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Stations #14

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Back in Ulaanbaatar after two weeks through the countryside!

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Welcome to Mongolia

Um 5 Uhr morgens weckte uns die Provodnitsa – in einer Stunde würde der Zug in Ulanbaatar ankommen. Die Landschaft, die draussen vor dem Zugfenster vorbeizog, hatte sich über Nacht von steppenähnlicher Taiga zu einer Märchenlandschaft verwandelt. Sanfte Hügel, die mit Gras überzogen waren das aussah wie ein riesiger ausgerollter Teppich. Ins Morgenlicht getaucht sah die Landschaft aus wie das Auenland aus ‚Herr der Ringe‘. Ab und zu Herden von Schafen oder Pferden, und hin und wieder eine runde Hütte mit spitzem Dach: Jurten, die traditionellen Unterkünfte der Nomaden.

Auf dem Bahnsteig in Ulanbaatar wurden wir von einer Frau angesprochen, die uns ein Doppelzimmer für 10 Dollar anbot. Da wir noch keine Unterkunft hatten, es 6 Uhr morgens war und es regnete, konnten wir dem Angebot nicht widerstehen – und stiegen zusammen mit zwei Franzosen, die wir im Zug kennengelernt hatten, in ihr Auto. Es stellte sich raus, dass sie Englischlehrerin war, im 6. Monat schwanger, und ihr monatliches Einkommen von umgerechnet 150€ in den Sommerferien dadurch aufbesserte, dass sie ihre 3-Zimmer-Wohnung in einem Apartmentblock zum Gästehaus umfunktioniert hatte. Als wir ankamen, wurde uns das Schlafzimmer angeboten, die beiden Franzosen (die übrigens beide Nicholas heißen) kamen im zum Schlafsaal umfunktionierten Wohnzimmer unter (hier standen 3 Stockbetten). Bogi, unsere Gastgeberin, machte uns zum Frühstück Spiegeleier und mongolischen Milchtee, und verbreitete von Anfang an eine unglaubliche Atmosphäre der Gastfreundschaft. Sie erzählte uns, dass sie in einer Jurte in einer Nomadenfamilie aufgewachsen war und Ulanbaatar eigentlich nicht leiden kann. Sie träumt davon eines Tages ein richtiges Gästehaus aufzumachen – bis dahin schlägt sie sich als schlechbezahlte Lehrerin durch und fährt jeden Morgen um 6 (wenn der einzige tägliche Zug aus Russland ankommt) zum Bahnhof um Reisende zu finden die bei ihr übernachten wollen.
Für uns war es ein Glückstreffer – so hatten wir die Chance einen Einblick in das echte Leben in der Mongolei zu bekommen.

Unser erster Ausflug an diesem Morgen in Ulanbaatar führte uns zu Gandan Khiid, dem größten buddistischen Kloster der Mongolei. Verzierte Tempelgebäude, eine unglaublich große vergoldete Buddhastatue (26m hoch!), Gebetsmühlen (ja die gibt’s wirklich!) und herumeilende Mönche in orange-roten Roben ließen uns begreifen, dass wir nun in Asien sind – dass wir tatsächlich auf dem Landweg bis hierher gekommen sind fühlte sich schon nach einem kleinen Meilenstein an. Die Mönche hielten gerade ihre morgendliche Gebetszeremonie ab, und wir konnten uns an der Seite in den Tempel setzen und das Ganze miterleben. Der murmelnde Singsang, das Trommelschlagen, Pfeifen auf Hörnern und die Weihrauchschwaden waren irgendwie wie ein Willkommenskonzert für uns in Asien.

Wir sind gespannt auf diesen neuen Abschnitt unserer Reise!

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Stations #12-13

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Naushki, Russia and 6 hours later the 20 km distant Sukhbaatar, Mongolia
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Crossing borders

After almost a month in Russia and more than 5000km on the rails, from St. Petersburg to Irkutsk, it was time for us to leave Russia (just before our visa expired). So we took the train to Ulanbaatar, the capital of Mongolia. But what sounds fairly straight-forward turned out to be a major act. In fact, we spent almost a day crossing the Russian-Mongolian border, most of the time just waiting for the next bureaucratic procedure to happen. In Naushki, the Russian border town, our wagon was detached from the rest of the train – and just sat there for about 3 hours, until Russian border guards appeared, who collected all the passports. Other serious looking people with dogs came onto the train, and everybody had to leave their compartments for the dogs to sniff every corner for drugs. This was followed by another round of custom people inspecting the compartment, this time with flashlights. Finally, we received our passports back with Russian exit stamps. Yet another 2 hours later, our wagon was finally connected to a locomotive again and started rolling through no-man’s land towards Mongolia. As soon as we reached Sukhbaatar, the Mongolian border town, the procedure repeated itself. Russian exit stamps were checked, then Mongolian visa, then the custom people searched the compartments again. It was surreal -and we thought crossing the Israeli-Jordanian border was time-consuming…. The nice thing was that we made some friends during all that waiting time. There were quite a few foreigners on board, some of them also on a similar quest than we are. So we toasted to quitting our jobs and being able to experience this adventure!

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Stations #11

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Irkutsk, Eastern Siberia

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Das Haus am See

Alles ging recht schnell nachdem wir in Irkutsk angekommen waren. Jemand rief uns den Namen der Insel im Baikalsee zu, die unser Ziel war, bot uns einen Preis der unter unseren Erwartungen lag, und schon wurden unsere Rucksäcke aufs Dach des Minibusses geschnürt und wir rauschten mit 12 anderen russischen Mitreisenden Richtung Baikalsee. Die Fahrtgeschwindigkeit musste jedoch schon bald erheblich gedrosselt werden, als die asphaltierte Strasse kurz nach der Abzweigung Richtung See zu Ende war und es über eine holprige Sandpiste weiterging. Was uns zusätzlich verlangsamte war, dass einige der Mitreisenden sowie der Fahrer selbst unterwegs private Geschäfte tätigten, und so holten wir in einem sibirischen Dorf einen Eimer Farbe ab, im nächsten fuhren wir Slalom um die Kühe um eine Rolle Linoleum zu kaufen etc. Irgendwann ca 5h später erhaschten wir endlich den ersten Blick auf den Baikalsee – tiefblau lag er vor uns. Eine kleine Fähre brachte uns auf die Insel Olchon, und nochmal gut durchgeschüttelt auf den Schotterstrassen der Insel erreichten wir das Dorf Chushir.
Zunächst checkten wir im grössten (und einzigen) Gästehaus ein, und trafen dort zum ersten Mal seit wir Moskau hinter uns gelassen hatten wieder ausländische Touristen, und beim Abendessen wurden die Geschichten ausgetauscht, die jeder auf den letzten 5000 Schienenkilometern erlebt hatte…

Im Minibus hatten wir Denis kennengelernt, der etwas Deutsch sprach und uns ein Gästezimmer in seinem Haus vermietete. Angetan von der Möglichkeit, bei einer sibirischen Familie unterzukommen, wechselten wir nach zwei Tagen unser Quartier und verbrachten den Rest der Woche im einem kleinen Holzhäuschen im Innenhof des Familienanwesens.

Die Insel Olchon ist als größte Insel im Baikalsee zwar seit ein paar Jahren ans Stromnetz angeschlossen, aber dennoch glich die Infrastruktur der eines Entwicklungslands. Es gibt keine aspaltierten Straßen, die Häuser sind einfache Holzhäuschen mit Plumpsklos im Garten. Es gibt kein fließendes Wasser, kein Abwassersystem und auch keine Lösung was mit dem Müll passiert (wie wir auf unserer Fahrradtour gesehen haben wirft man bisher einfach alles in den Wald). Tourismus ist bisher nur in Ansätzen vorhanden, aber scheint der Wirtschaftsszweig zu sein auf den die meisten Inselbewohner setzen: Überall hämmerte und sägte es, jeder schien in seinem Gärtchen grade eine Holzhütte zu bauen und Betten zu zimmern, um sich ein paar Rubel mit der Vermietung als Gästezimmer dazuzuverdienen.
Die Hauptbeschäftigung scheint Fischen zu sein, oder Minibusfahrer nach Irkutsk… Wir waren überrascht wie wenig Landwirtschaft betrieben wird – alles was wir sahen waren ein paar scheinbar wild grasende Kühe und Pferde. Das Leben scheint einfach und doch gleichzeitig so kompliziert. Man holt sich Milch von Nachbars Kuh, wäscht sich im Freien über seiner Waschschüssel, baut an seinem Holzhaus weiter, und versucht sich eine grossen Holzvorrat für den Winter zuzulegen. Im Sommer verbindet die Fähre die Insel mit dem Festland, im Winter kann man mit dem Auto (wenn man denn eins hat) übers Eis fahren. Im Frühjahr und Herbst, wenn das Eis zu dünn für die Autos und zu dick für die Fähre ist, sitzt man fest. Dann hilft nur noch, Tierschädel, Wodkaflaschen oder ein paar Rubel an einem der überall auf Olchon stehenden Schamanenpfählen zu opfern und auf bessere Zeiten zu hoffen.

Für uns als Besucher der Insel war das geruhsame Leben im Dorf, die menschenleeren Landschaften und die Ruhe, die der riesige Baikalsee ausstrahlte, aber genau richtig. Wir verbrachten eine wunderbar entspannte Woche. Eine Jeeptour führte uns über abenteuerliche „Strassen“ zur Nordspitze der Insel (Kap Choboi) und gigantischen Felsformationen. An einem anderen Tag liehen wir uns Mountainbikes aus und überquerten auf eigene Faust die Insel: eine Tour über Stock und Stein und bei der etliche Höhenmeter überwunden werden mussten, aber das Picknick mit geräuchertem Omul (eine im Baikal heimische Lachsart) an einem einsamen Strand auf der anderen Inselseite, bei dem wir Robben beobachten konnten, war fast schon magisch.
Zwischen den Outdooraktivitäten blieben genug Tage zum Auspannen, zum Lesen und Träumen auf Felsvorsprüngen hoch über dem See, oder um sich in der holzbefeuerten „Banja“, der russischen Version einer Sauna, wieder aufzuwärmen von einem Bad im eiskalten Baikal.
Nun sind wir wieder zurückgekehrt in die Zivilisation, der Rückweg nach Irkutsk diesmal nur unterbrochen von einem platten Reifen.

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Stations #10

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Olkhon Island Port

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Tales from the (rail)road

Guess what: Across Siberia by train is a long journey. Our plan was to cover the 4265 km to the shores of Lake Baikal in 4 days and 5 nights, passing through Yekaterinburg in the Ural mountains after 994 km, getting of the train for a day in Omsk (902 km further) and again in Novosibirsk (527 km further) before reaching Irkutsk another 1842 km further.

However the distance is only one issue, the other is RZD, the Russian Railway company. Punctuality seems to be the one thing they really care about. To achieve it they stretch out the schedules by allowing twice the time that is usually needed so the trains either slow down artificially or even just wait on the tracks before cities to then roll into the station exactly the right minute.

‚Der Weg ist das Ziel‘ as we say in German – the journey itself is our destination – and I cannot help but smile at the Russian efficiency.

We had one leg of the trip in the 3rd ‚Platzkartny‘ class again – basically a wagon full of bunk beds. Not a lot of privacy, but it’s cheap and gives you the chance to observe all the Russian people on board. Two legs of the trip to Irkutsk we had to upgrade to the 2nd class ‚Kupe‘ in 4-bed compartments, as the convenient trains didn’t have 3rd class cars. The Kupe cars had nice red carpets, tablecloth, power plugs, fairly clean bathrooms and generally more space. The people travelling with us in 2nd class were generally businessmen or apparently richer families, but it was hard to find out more about them as none of them spoke English.

In every wagon there is one ‚Provodnitsa‘, who checks everybody’s tickets without a smile before allowing anyone to board the train. However, besides that, the uniformly dressed ladies also serve tea and coffee, sell water, bisquits and even Asia noodles, put new coal in the samowar, clean the wagon and wake you up half an hour before you need to leave the train. This is service indeed.

In Novosibirsk we dropped by the railway museum, which proudly showcases some of the history of the Transsiberian railway. Tsar Alexander III approved the idea of a railway line across Siberia to the Pacific in the 1880s. During the Russo-Japanese War in 1904 the still fragmented line (where ferries bring passengers across Lake Baikal) fails to send support troops to the Far East in time to stop the Japanese. The circumbaikal railway, Amur river bridge and other enhancements like electrifications were built in the following decades. Nowadays the Trans-Siberian is still the main mode of transport across Eastern Russia and becomes an ever more important mean for cargo shipment from China to Europe (several cargo trains pass your window every hour of the day).

By the way, what time is it? It is hard to tell, as by now we have crossed 5 time zones. Opening hours of the restaurant car are one thing, but train departure times another. Our ticket from Novosibirsk shows „5:15pm“ as departure time, but it’s 7:30pm now and we will still have to wait another 3 hours for our train. Why? It’s not because Russian Railways are not on time. It’s because clocks in Russian train stations are ticking differently. Here, inside the station, it’s only 2:30pm – Moscow time, apparently the measure of all things in Russia.

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