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Die größten Radwege, die gemütlichsten Busse, die schnellsten Züge

Posted by on 29. August 2011

In China leben rund 1,4 Milliarden Menschen, also ungefähr 17 mal so viele wie in Deutschland oder 180 mal so viele wie in der Schweiz. Die Radwege in Peking sind allein in eine Richtung so breit wie eine durchschnittliche deutsche Fußgängerzone. Neben Horden anderer Zweiräder (tagsüber) oder in Einsamkeit (im richtigen Stadtteil abends) mit dem Rad durch Peking macht Spaß, zumindest wenn man sich mal an den semisuizidalen chinesischen Fahrstil gewöhnt hat. Und dabei ist das Fahrrad in China nicht mehr erste Wahl unter den Verkehrsmitteln. In den meisten Großstädten gibt’s inzwischen große U-Bahnnetzwerke und wer sich’s leisten kann fährt Auto, oder wenigstens Zug.

Also bauen ‚die Chinesen‘ immer mehr Straßen und Zugschienen. Selbst wenn man im Zug sitzend durchs Land fährt, sieht man regelmäßig neue Stelzen für weitere Parallelstrecken – die meisten davon für Hochgeschwindigkeitszüge. Als Konjunkturprogramm wurden in der Krise neue Strecken im ganzen Land geplant. Seit 2007, als die erste Hochgeschwindigkeitsstrecke in China eröffnet wurde, ist das Netzwerk an Schnellbahntrassen auf 9 700 km angewachsen und bereits jetzt das größte der Welt. Laut BBC ist das chinesische Netz für Hochgeschwindigkeitszüge noch nächstes Jahr größer als alle anderen Hochgeschwindigkeitstrassen weltweit zusammengenommen! Bis 2015 sollen 25 000 km fertiggestellt sein. Zum Vergleich: Deutschland hat insgesamt rund 2 500 km und über die 25 km zwischen Stuttgart und Wendlingen auch bekannt als Stuttgart 21 wird seit 20 Jahren diskutiert, geplant, gestritten, demonstriert und gewählt.
Wir konnten die CHR genannten Züge (von denen einer letzten Monat tragisch verunglückt ist) auf zwei Strecken genießen, von Chengdu nach Chongqing und von Guangzhou nach Shenzen, beidesmal waren wir begeistert von der Stille im Zug, dem Luxus und den zweisprachigen Anzeigetafeln, welche u.a. die Geschwindigkeit anzeigten, mit denen die Züge durch die Landschaft rauschten.

U-Bahnen in China sind sauber, schnell, günstig (in Peking kostet eine Fahrt egal wie weit 2 Yuan, ungefähr 20 Cent) und vor allem werden sie ständig erweitert. In Shanghai hab ich mit einem Ami gesprochen, der seit 11 Jahren dort für die US Armee arbeitet. Als er damals nach Shanghai kam, gab es eine einzige Linie mit 3 Stationen. Inzwischen hat Shanghai das größte U-Bahnnetz der Welt, 11 Linien, 277 Stationen an 434 Schienenkilometern. In Berlin zum Vergleich wurde in den letzten 15 Jahren eine vieldiskutierte Strecke mit 3 Stationen eröffnet und ansonsten hauptsächlich viele Strecken immer wieder umnummeriert.

Am Autoverkehr haben wir in unsrer Zeit in China wohl am wenigsten teilgenommen. Am meisten beeindruckt haben uns die „Sleeper buses“, die eine überschaubare Gruppe Menschen in kleinen Bettchen über die nachts leeren Autobahnen in andere Städte bringen. Statt um die 50 Sitzplätze hat so ein Bus rund 35 Liegeplätze in drei Reihen von Stockbetten. Zwar sind die Betten einen Tick zu kurz für Europäer, aber es ist dennoch viel komfortabler als eine Nacht auf einem Sitzplatz. Am Eingang muss jeder seine Schuhe ausziehen, barfuss oder mit Socken in seine kleine Kajüte klettern und nach dem chinesischen Ballerfilm zum Einschlafen geht automatisch das Licht aus. Und mit einem Viertelquadratmeter Privatsphäre kann man sich unter Chinas Milliardenbevölkerung schon privilegiert fühlen.

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