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Kopflos

Posted by on 13. Mai 2012

Die unglaublichste Geschichte aus Kalkutta ist die der Ziegen von Kalighat. Als heiligster Hindutempel der Stadt ist er eigentlich jeden Tag vollgepackt mit Menschen, die stundenlang anstehen, um im Inneren eine Statue von Kali zu verehren, die dreiköpfige schwarze Göttin der Ewigkeit und des Todes.

Wie viele andere religiöse Bauwerke die wir bisher gesehen haben, hat auch Kalighat einen Opferstock. Der einzige Unterschied zu allen anderen Tempeln ist, dass hier selbst heute noch jeden Tag lebende Tiere geopfert werden. In langen Schlangen warten die Gläubigen auf die Chance ihre Ziege hinrichten zu lassen – im Austausch gegen das Wohlwollen der Todesgöttin. Als hätte die Aufklärung nie stattgefunden. Unter Trommeln werden die mit Blumenketten geschmückten Tiere in den Opferraum geführt und mit Weihwasser gesegnet. Nach der Enthauptung malen die Henker mit dem frischem Blut rote Punkte auf die Stirn der Pilger, während schon die nächsten Menschen mit ihren Ziegen in die Halle drängen.
Die Sorgen mancher Tierschützer teile ich nicht, immerhin ist das Enthaupten ein relativ leidensfreier Tod – nicht vergleichbar mit der Brutalität des Schächtens. Besorgniserregend fand ich eher, wie weit verbreitet ein kompromissloser, fast fanatistischer Glauben in Bengalen ist und dass ein von Korruption, Unterbezahlung und Missmanagement gebeuteltes Bildungssystem nur wenig gegen solchen Aberglauben ausrichten kann.

Im brahmanischen Hinduismus kommen Tieropfer heutzutage eigentlich nicht mehr vor. Auf die Fragen warum der Kalikult in Bengalen so populär ist und wieso in Kalkutta täglich hunderte von Ziegen geopfert werden, ist es sehr schwierig zufriedenstellende Antworten zu finden – sowohl im Netz als auch in der Stadt selbst. Kalighat ist ein hinduistisches Phänomen, erlösend für den Gläubigen und sensationell für den Reisenden… ein kleiner Einblick in die Geschichte, in der Tieropfer weit verbreitet waren. Also schreiten wir zur Tat.

Wer zart besaitet ist, sollte vermutlich nicht weiterlesen, für alle anderen folgt hier ein kurzes Video, das wir durch ein Fenster von den letzten Sekunden einer der Ziegen gemacht haben.

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