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Tej, Teff und Tona

Posted by on 2. Juli 2012

Wenn man die runden Flaschen sieht, denkt man (oder vielleicht auch nur ich) eher an ein Labor als ein Restaurant. Die Glasgefäße werden verwendet um das traditionelle Getränk Tej zu servieren. Tej ist eine Art Honigwein, und ist nicht kommerziell erhältlich, sondern wird ausschließlich hausgemacht. Die Alkoholkonzentration variiert daher stark und das süsslich gelbe Gebräu kann recht hochprozentig sein, aber nichtsdestotrotz gehört Tej in einer runden Flasche schon seit jeher zu einer traditionellen äthiopischen Mahlzeit.

Auf seinen Feldern baut Äthiopien ein einzigartiges Getreide an: Teff. Vielleicht hat es sich in anderen Ländern nie durchgesetzt, da die Körner nur extrem klein sind – die wörtliche Bedeutung von Teff ist ‚verloren‘. Aber die Äthiopier lassen sich nicht beirren und stellen aus Teff-Mehl ihr Nationalgericht her. Dazu wird der Teig einige Tage vergoren, und dann eine Mischung aus riesigem Fladenbrot und Pfannkuchen gebacken: das berühmt-berüchtigte Injera. Es hat die Konsistenz eines Spülschwamms, schmeckt leicht säuerlich und dient nicht nur als Sättigungsbeilage, sondern gleichzeitig auch als Teller. Auf den Fladen werden dann verschiedene Arten von Wot serviert, einer Art Eintopf mit Fleisch, oft recht scharf mit Berbere, einer chillihaltigen Gewürzmischung. Alternativ zu den Fleischgerichten essen die überaus christlichen Äthiopier an Tagen, von denen mir gar nicht bewusst war dass es Fastentage sind (Mittwoch, Freitag und Sonntag), vegetarische Versionen von Wot – mit simplen Zutaten wie Kraut, Karotten und Zwiebeln. Was auch immer man auf seinem Injera hat, man isst es mit der Hand. Dazu reißt man von außen Stücke vom Injera ab, und tunkt damit die soßenartigen Gerichte auf. So isst man sich langsam in die durchweichte Mitte des tellerartigen Fladens, und wenn das Brot ausgehen sollte, bekommt man jederzeit noch einen aufgerollten Fladen nach. Das traditionelle äthiopische Essen war zwar interessant und hat auch das eine oder andere Mal gut geschmeckt, aber wir fürchten in die Liste unserer Lieblingsküchen wird es Äthiopien nicht ganz schaffen.

Aber wenn man mal genug hat von Injera, Wot und Tej, hat die äthiopische Küche eine willkommene Abwechslung parat: Spaghetti Bolognese. Auch wenn Äthiopien stolz betont, dass einzige afrikanische Land zu sein, dass nie kolonialisiert wurde, so hat die kurze Zeit, in der die Italiener das Land zwischen ’36 und ’41 besetzt haben, doch deutliche Spuren hinterlassen, vor allem kulinarische. In fast jedem Restaurant man findet mindestens ein Nudelgericht auf der Karte, und die Spaghetti hier kamen italienischer Küche wesentlich näher als die laotischen oder nepalesischen Versuche Pasta zu kochen. Witzigerweise haben manche Äthiopier aber inzwischen ihre eigene Art entwickelt, Spaghetti zu essen: mit der Hand und natürlich mit Injera.

Was wir wirklich vermissen werden ist den äthiopischen Kaffee. Bei der sogenannten Kaffee-Zeremonie, die überall zelebriert wird, wird frisch geschnittenes Gras auf dem Boden verteilt, Weihrauch auf die heissen Kohlen gelegt und alles erstmal in wohlriechende Schwaden gehüllt. Dann werden frische Kaffeebohnen in einer Pfanne über den Kohlen geröstet. Wenn die Bohnen ihre Farbe von blassgrün zu dunkelbraun gewechselt haben, und sich der Kaffeegeruch mit dem Weihrauch mischt, werden die Bohnen gemahlen und der Kaffee aufgegossen. Das Pulver setzt sich ab, und dann erst wird der Kaffee mit viel Zucker schwarz serviert. Zeit spielt dabei keine Rolle. Das Kaffeepulver wird dreimal aufgegossen, und jeder Aufguss hat seinen eigenen Namen – Abol, Tona und Bereka. Kaffee ist hier wirklich Teil der Kultur, und auch der Gastfreundschaft. In Lalibela sind wir von wildfremden Familien zum Kaffee in ihre bescheidene Hütte eingeladen worden, als wir abseits der Hauptstraße durch das verarmte Dorf liefen. Und egal ob Nobelrestaurant oder Lehmhütte, Weihrauchschwaden und viel Zeit gehören zum Kaffeetrinken hier immer dazu.

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