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Saitenwurst & Zebrastreifen

Posted by on 20. August 2012

Unser Bus kommt in der Bahnhofstrasse an. Saitenwurst in der Auslage der Metzgerei. Fachwerkhäuser in der Fussgängerzone. In der Buchhandlung begrüßt uns Renate mit „Kann ich ihnen helfen?“. Man könnte denken, wir sind wieder zurück in Deutschland.

Nach Sambia ist die Ankunft in Windhoek, der Hauptstadt Namibias, fast schon ein Kulturschock. Eine Übernachtfahrt im Bus, und wir scheinen auf einem anderen Kontinent angekommen zu sein. Lektion Nr. 3972: Afrika ist nicht gleich Afrika. Dieser Kontinent hat an jeder Ecke eine andere Facette. Wir beißen zum Mittagessen in eine Bratwurst mit Wecken, und schauen uns verwundert um. Zwar wussten wir, dass Namibia vom späten 19. Jahrhundert bis zum ersten Weltkrieg deutsche Kolonie war, damals als ‚Deutsch-Südwestafrika‘ bezeichnet, aber wie stark der deutsche Einfluss mehr als ein Jahrhundert später noch zu spüren ist, hat uns doch sehr überrascht.

Nachdem wir uns in den bisherigen afrikanischen Ländern überwiegend mit öffentlichen Verkehrsmitteln fortbewegt haben, ist Namibia uns endlich sicher, ‚unkorrupt‘ und organisiert genug um es mit einem Mietauto zu bereisen. Außerdem hat man hier gar nicht wirklich die Wahl, viele Gegenden im extrem dünn besiedelten Namibia sind nur schwer mit Bussen oder Zügen zu erreichen und ein eigenes Auto ist die einzig vernünftige Möglichkeit das Land zu sehen.

Nach Windhoek war unser erstes Ziel der Ethosha-Nationalpark – der bedeutendste und mit über 22000 Quadratkilometern größte Nationalpark Namibias, dessen Name in der Sprache des einheimischem Ovambimo-Stammes ‚großer weißer Platz‘ bedeutet. Woher der Name kommt, ist schnell klar, wenn man durch den Etosha-Park fährt. In Kürze sieht unser Auto so aus wie all die Sträucher und Bäume – überzogen mit einer weißen Staubschicht. Der Staub kommt aus der Etosha-Pfanne, einem riesigen ausgetrockneten See, dessen Boden eine weisse Lehm- und Salzkruste bedeckt. Im Gegensatz zu den großen Nationalparks in Ostafrika ist Etosha für sogenannte ’self-drive safaris‘ ausgelegt. Statt mit organisierter Tour kann man hier nach Lust und Laune im eigenen Auto auf fotografische Jagd nach Großwild gehen. Berühmt ist Etosha vor allem für seine Wasserlöcher, an denen sich das Wild besonders zur Trockenzeit konzentriert. Das macht die eigene Safari tagsüber etwas einfacher, da man gute Chancen hat an den vielen Wasserlöchern die unterschiedlichsten Tiere anzutreffen. Neben all den „üblichen“ Steppenbewohnern wie Zebras, Gnus, Elefanten, Impalas, Spießböcken und Straussen hatten wir in Etosha das ungewöhnliche Glück gleich zwei Leoparden zu sehen, die im Gegensatz zu den anderen Raubkatzen oft schwer zu entdecken sind, da sie sich gut getarnt in Bäumen verstecken.

Das wirklich besondere jedoch sind die Wasserlöcher bei den beiden Camps Halali und Okaukuejo. Die Camps selbst sind eingezäunt, also so eine Art ungekehrter Zoo: Menschen innerhalb des Geheges, wilde Tiere außerhalb. Im Halali-Camp, wo wir übernachtet haben, kann man von einer Art steinernem Amphitheater die Tiere am Wasserloch beobachten, das direkt an den Zaun des Camps angrenzt. Nachts ist das Wasserloch beleuchtet – und mit etwas Geduld sieht man hier so einiges, was einem in der Hitze des Tages verborgen bleibt. Mit einer Flasche Wein und Plastikbechern machen wir es uns auf den Steinen gemütlich. Über uns die Sterne, neben uns ein paar andere Touristen, von denen sich aber alle mucksmäuschenstill verhalten, vor uns das Wasserloch im gelblichen Schein der Lampen. Jetzt heißt es nur noch warten, wie auf eine Aufführung im Theater, nur mit Zufallsfaktor. Es raschelt, und plötzlich drehen sich die Köpfe alle nach rechts. Ein Nashorn, dann ein zweites, kommen gemächlich aus den Büschen. Sie scheinen befreundet, reiben ihre riesigen Hörner aneinander, trinken, gehen irgendwann wieder. Warten. Ein Schakal kommt, duckt sich die ganze Zeit, scheint schreckhaft. Eine Löwin schreitet zum Wasser, ignoriert den scheuen Schakal völlig. Später stillen zwei Hyänen ihren Durst – die Bühne an der Wasserstelle präsentiert im Laufe der Abends immer neue Akteure. Irgendwann reißen wir uns mühsam los und gehen in unser Zelt, schließlich wollen wir zu Sonnenaufgang wieder auf der Piste draußen sein – der nächste Leopard wartet auf uns.

Diese erste ‚eigene‘ Safari hat es uns echt angetan. So sehr wir die organisierte Safari in der Masai Mara in Kenia oder im Murchison Falls Nationalpark in Uganda genossen haben, so ist es doch ein anderes Erfolgserlebnis die Tiere selbst in ihrem Habitat aufzuspüren. Und wir sind einfach gerne alleine und unabhängig unterwegs und planen unseren Tagesablauf spontan. Und dann noch Saitenwürste als Vesper am Wasserloch dabei – das gibts nur in Etoscha. Und so nah Deutschland in der Fußgängerzone in Windhoek schien, soweit weg ist es hier, in dieser staubig-weißen Steppe mit Zebrastreifen.

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